Ich warte mit dem Fahrrad auf Grün, als eine schwarze Limousine direkt neben mir auf den Rechtsabbieger fährt. Das Fahrerfenster geht auf, ich bin schon genervt, Ellenbogen und Rauch kommen raus, laute Musik. Der Fahrer, sehr kurze Haare, sehr dunkle Sonnenbrille, fummelt mit der Kippe draußen rum, guckt starr nach vorne. Bin eingenebelt von Zigarettenqualm und der Musik, die jetzt mehr in meine Wahrnehmung dringt. Keine tobenden Bässe, kein elektronisches Getöse, zarte Töne, Läufe und Akkorde, ich rücke etwas näher ran und höre zu. Das ist doch keine E-Gitarre, eher eine akustische oder vielleicht sogar eine Laute? Komplizierte Melodie, interessante Wendung, ganz klar Barock, eher noch älter, die Frage fällt aus mir heraus, bevor ich groß drüber nachdenken: Entschuldigen Sie, ist das Dowland oder Purcell…? Der Mann im Auto schreckt etwas auf… äh, was?… macht die Musik leiser, ich muss die Frage noch mal stellen und jetzt ist es mir etwas peinlich. Er schiebt die Brille hoch, sagt: Nein, das ist Bach, die Lautensuiten, hier aber auf Gitarre, denn er würde selber Gitarre spielen und das sei besonders interessant und… Und da wird es Grün, wir müssen losfahren, von hinten schiebt uns Ungeduld. Danke, wunderbare Musik, sage ich und er sagt: Ja, nicht wahr, schönen Tag noch, und biegt rechts ab, während ich geradeaus fahre und mich von anderen Autos überholen lasse.