ASS trifft GLH

Podiumsgespräch: 
Angst, Schuld, Scham treffen Glaube, Liebe, Hoffnung

Alter Hut oder aktueller Antrieb für das 21. Jahrhundert?

Eine Veranstaltung der Akademie für angewandte Lebenskunst in Zusammenarbeit mit den christlichen Kirchen in Deutschland und dem Bundesverband freier Agnostiker e.V. (BfA) – behe

Moderator: Sehr verehrte Damen und Herren, wir begrüßen Sie heute sehr herzlich zu unserem Podiumsgespräch und freuen uns sehr, dass der Saal so überaus voll ist. Hier in den ersten Reihen wären noch ein paar wenige Plätze frei, wenn jemand hinten steht, der noch einen Platz braucht… ja, sehr freundlich, wunderbar. Auf besonderen Wunsch unserer Gäste ist der Saal etwas abgedunkelt, die Eminenzen, die gleich das Podium betreten werden, haben bereits ein hohes Alter erreicht und sind etwas lichtempfindlich. Sie können also gerne die Fenster öffnen, wenn es stickig wird, doch bitte lassen Sie die Jalousien unten. Vielen Dank. Wenn Sie in den hinteren Reihen etwas nicht verstehen können, weil die Anlage vielleicht zu leise ist, machen Sie auf sich aufmerksam, damit wir das gleich beheben können. Denn wir erwarten hier und heute eine, wie soll ich sagen, wirklich erstaunliche Runde auf unserem Podium, von der man kein Wort verpassen möchte. Mit dem Einverständnis unserer Gäste wird der heutige Abend aufgezeichnet, es war uns jedoch nicht möglich, sie zu einem Videomitschnitt zu überzeugen. Darüber hinaus kann der vollständige Abend auf unserer Website als Verlaufsprotokoll abgerufen werden, das wir umgehend online stellen werden. Für alle sechs Herrschaften gilt, wie Sie sicher verstehen werden, die höchste Sicherheitsstufe, für etwaige dadurch entstehende Unannehmlichkeiten bitten wir Sie herzlich um Entschuldigung.

Doch nun zu unseren Gästen. Es ist uns gelungen, nach jahrelangen Vorbereitungen und Sie können sich sicher vorstellen, wir haben buchstäblich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, die drei größten Hemmnisse der Menschheit, ja, man möchte beinahe sagen, die drei Kardinalhemmschuhe der Menschheitsgeschichte (Buhrufe aus dem Saal)… – ja, das werden wir gleich ausgiebig diskutieren – Ihnen hier und heute vorstellen zu dürfen. Wir alle kennen sie, doch ich bin sicher, noch nie haben sie Ihnen so direkt Rede und Antwort gestanden. Bitte begrüßen Sie mit mir die drei dunklen Vertreter der Macht: Angst, Schuld und Scham!

(donnernder, lang anhaltender Applaus, Stühlerücken)…Wenn Sie vielleicht hier zu meiner linken… geht das so mit dem Mikro… vielen Dank.

Bevor wir die Vorstellungsrunde beginnen, möchte ich die anderen drei Gäste des heutigen Abends hereinbitten. Es ist uns eine überaus große Freude, gerade diese sechs Eminenzen heute hier zusammenbringen zu können. Auch diese drei kennen wir alle, sind von Kindesbeinen mit ihnen vertraut und niemand wird mich für hochtrabend halten, wenn ich sage, sie sind die Antriebskräfte der Menschheit, der Urgrund für (Protestgemurmel aus dem Publikum)… alles, alles, was uns am Leben hält und ich sage dies, weil ich weiß, dass wir auch darüber gleich in eine kontroverse Debatte einsteigen werden. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies ist ein ganz besonderer Abend: wir werden hier und heute erstmalig mit den sechs Triebkräften unseres Daseins sprechen. (Stille) Bitte begrüßen Sie mit mir die drei hellen Vertreter der Macht: Glaube, Liebe und Hoffnung!

(frenetischer Applaus, einzelne Pfiffe, Mikrofongeraschel)… Würden Sie bitte hier zu meiner Rechten… vielen Dank… geht das… ja, wunderbar. 

Sehr verehrte Eminenzen, es ist mir eine große Ehre, heute hier zwischen Ihnen sitzen zu dürfen. Bevor ich die Runde eröffne, will ich Sie kurz unserem Publikum vorstellen. Ganz außen zu meiner Linken begrüßen wir den Schrecken unserer Alpträume und gleichermaßen die Reißleine unseres Sicherheitsbedürfnisses, die Angst (Applaus). 

Gleich daneben darf ich Ihnen vorstellen die Geißel unseres Gewissens oder auch die Quelle unserer Aufrichtigkeit, die Schuld (verhaltener Applaus). Gleich zu meiner linken begrüßen wir den Abgrund, in den wir oft so gerne gesunken wären bzw. die Mutter der Vorsicht im Umgang mit anderen Menschen, die Scham (verhaltener Applaus). 

Ganz außen zu meiner Rechten habe ich die Ehre, Ihnen den Antrieb für, verzeihen Sie mir das Wortspiel, unglaubliche Taten, Heldenmut und Selbstaufgabe vorstellen zu dürfen, den Glauben (Applaus, Buhrufe)…über die Implikationen von Mut und Fanatismus werden wir noch reden, keine Sorge ((über das Regiemikro nach hinten: Mut und Sorge gleich fürs nächste mal vormerken)). Neben dem Glauben begrüßen wir, und wir können es immer noch kaum fassen, dass der Urgrund der Poesie, der Quell der Künste und der Schönheit, wie auch die Wurzel großen Leidens und buchstäblich herzzerreißender Schmerzen den Weg hierher zu uns gefunden hat, begrüßen Sie also mit mir die Liebe (donnernder Applaus, Pfiffe, vereinzelte Buhrufe). Genau zu meiner Rechten habe ich nun die Ehre, Ihnen die Kraft vorzustellen, die sprichwörtlich für Ausdauer und Beharrlichkeit sorgt, die sich nicht unterkriegen lässt und die grade darin auch direkt ins Verderben führen kann, sie wissen alle, wen ich meine, die Hoffnung (Applaus).

Verehrtes Publikum, verehrte Eminenzen, ich möchte den heutigen Abend beginnen und an die Überschrift der Veranstaltung erinnern: Inwiefern gestalten Sie noch heute das Leben der Menschheit, sind Sie noch immer ein oder gar DER Antrieb für das menschliche Dasein im modernen 21. Jahrhundert oder ist Ihre Blütezeit nicht eher vorbei? Wie sehen Sie Ihren Einfluss und Ihre Grenzen in der heutigen Zeit? (Gemurmel aus dem Publikum) Bitte, wenn wir vielleicht als erstes dem Podium das Wort geben, im Anschluss daran haben wir noch genügend Zeit für die Saaldebatte.

to be continued